Auf formal rechtlicher Ebene sind Frauen den Männern schon lange gleichgestellt. Dennoch wirken manchmal offensichtlich, manchmal im Verborgenen zahlreiche gesellschaftliche Strukturen einer echten Gleichstellung entgegen. Von der Kindheit an, sehen sich Frauen mit ungleich verteilten Machtverhältnissen konfrontiert. Zur pdf Version
„JedeR sollte nach seinen/ihren Fähigkeiten leben, mit gleichen Voraussetzungen der Ausbildung und der politischen und persönlichen Rechte.“ (Bertha von Suttner)
Noch nie waren Frauen so gut ausgebildet wie heute. Bereits jede zweite Schülerin maturiert, während die Maturantenquote nur 34 % beträgt. Auch bei den Universitätserstabschlüssen zeigt sich ein ähnliches Bild: Mehr als die Hälfte der Frauen schließt ein Bachelor- (59,3%) oder Diplomstudium (64%) ab. Doch je höher der Abschluss, desto geringer auch der Frauenanteil. Bei den Masterabschlüssen beträgt dieser noch 51 %, bei den Doktoratsstudien nur mehr 43,7%. Ein Blick auf die (Aus)Bildungswahlentscheidung junger Frauen und Männer, lässt unzweifelhaft erkennen, dass Österreichs Bildungssystem stark von Geschlechterstereotypen geprägt ist. (Bildungs)Bereiche, welche gesellschaftlich Frauen zugeschrieben werden, werden nach wie vor auch überrepräsentativ häufig von diesen gewählt. So sind 90% der SchülerInnen einer wirtschaftsberuflich orientierten BHS weiblich, der Frauenanteil an technisch gewerblichen höheren Schulen beträgt hingegen nur 27%.
„Das wirksamste Mittel, um Frauen von bezahlten Arbeitsplätzen fern zu halten, ist die Nichtzurverfügungstellung von entsprechenden Kinderbetreuungsplätzen.“ (Johanna Dohnal)
Unter dem Begriff „Care – Arbeit“ werden sorgende und betreuende Tätigkeiten zusammengefasst, wie Hausarbeit, Kinderbetreuung oder die Betreuung von Pflegebedürftigen. Der Großteil dieser Tätigkeiten wird von Frauen im privaten Bereich, das heißt unentgeltlich, verrichtet. „Care“-Arbeit, ist Arbeit, die verrichtet werden muss, damit unsere Gesellschaft überhaupt funktioniert. Wie, von wem, und unter welchen Bedingungen die Arbeiten erledigt werden, ist Sache gesellschaftlicher und politischer Gestaltung. Das festgefahrene Klischee, dass Haushaltstätigkeiten Frauensache sind, hat konkrete Folgen. Rund 70% der Frauen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) in Oberösterreich waren 2013 erwerbstätig. Zusätzlich verwenden diese Frauen im Schnitt aber noch 27 Stunden für Haushalts- und Betreuungsarbeit.
Dreiviertel der Pflegeleistungen werden in den Familien verrichtet, diese Arbeit wird zu 80% Frauen (Partnerinnen, Töchter, Schwiegertöchter) erledigt. Diese Mehrfachbelastung bringt Frauen zunehmend unter Druck und hat neben gesundheitlichen Folgen auch starke Auswirkungen auf ihren Karriereverlauf sowie ihre soziale und finananzielle Absicherung.
„Mehr Macht für Frauen, heißt gleichzeitig weniger Macht für Männer.“ (Johanna Dohnal)
Frauen stellen 46% aller Erwerbstätigen und 48% aller ArbeitnehmerInnen. Bei den beruflichen Tätigkeiten zeigen sich allerdings drastische geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen sind bei Hilfstätigkeiten deutlich über-, bei leitenden Tätigkeiten eklatant unterrepräsentiert – das ist aber keine Frage der Ausbildung: Denn 22% aller männlichen, aber nur 7% aller weiblichen HochschulabsolventInnen sind in einer Führungsposition. Ein enttäuschendes Bild zeigt auch eine Analyse des Frauenanteils in den Entscheidungsgremien der Top-200-Unternehmen Österreichs. In den Geschäftsführungen liegt der Anteil an weiblichen EntscheidungsträgerInnen mit 5,6% konstant auf niedrigem Niveau. In absoluten Zahlen ausgedrückt, sind nur 34 von 606 leitenden Positionen mit Frauen besetzt. Traditionell höher, aber dennoch sehr niedrig ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten: Er stieg seit 2005 von 7,6% auf 13,9% im Jahr 2014. Im europäischen Vergleich zählt Österreich mit einer Frauenquote von 13% in den obersten Leitungsorganen wie schon in den Jahren zuvor zu den Schlusslichtern. Der europäische Durchschnitt liegt um 5% höher, bei 18%.
„Wie viel „wert“ Frauenarbeit oder Männerarbeit ist, bleibt letztlich eine gesellschaftspolitische Frage, bei der wir Frauen uns durchsetzen müssen.“ (Johanna Dohnal)
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind nach wie vor ein internationales Problem. Die Ergebnisse der letzten EU-weit durchgeführten Verdienststrukturerhebung zeigen: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in der Europäischen Union im Durchschnitt 16,4% weniger als vollzeitbeschäftigte Männer. Österreich liegt mit 23,4% am vorletzten Platz, nur von Estland unterboten. Der Einkommensunterschied wird dabei von mehreren Faktoren beeinflusst. Durch die Berücksichtigung von Merkmalen wie Branche, Beruf, Alter, Beschäftigungsverhältnis oder Unternehmenszugehörigkeit kann ein Teil des Einkommensunterschied erklärt werden – übrig bleibt der bereinigte, nicht begründbare, Lohnunterschied von 14,9%. Ob erklärbar oder nicht, ist für die Lebensrealität der Frauen egal, denn auch die erklärbaren Faktoren des Einkommensunterschiedes sind nicht weniger diskriminierend. Fakt bleibt: Die durchschnittliche Österreicherin hat 24% weniger Einkommen zur Verfügung als ihre männlichen Kollegen.