Heute vor 110 Jahren, am 26. Jänner 1907 wurde unsere Namensgeberin und unser Vorbild Marie Jahoda in Wien geboren.
Marie Jahoda war Wissenschaftlerin, politische Aktivistin und Volksbildnerin, die Zeit ihres Lebens sich selbst treu blieb: All ihre Funktionen nutzte Marie für ihr soziales Engagement, den arbeitenden und entrechteten Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Schon in ihrer Jugend engagierte sie sich im „Verband Sozialistischer Mittelschüler“ (VSM), zunächst als Redakteurin und mit 19 Jahren als Vorsitzende.
Ihr soziales und politisches Engagement (sie hielt an mehreren Abenden der Woche Vorträge für die ArbeiterInnenbildung), hinderten sie nicht daran, sich auch wissenschaftlich zu betätigen. Im Gegenteil: Sie kombinierte ihren Blick auf die Gesellschaft mit den Methoden der Wissenschaft und beendete 1931 ihr Studium der Psychologie mit ihrer Dissertation zum Thema „Anamnesen im Versorgungshaus“. Kurze Zeit später war Marie federführend an der Studie „die Arbeitslosen von Marienthal“ beteiligt, in dem sie mit Kollegen das Verhalten und die Lebensumstände von Erwerbslosen erforschte. Bis heute gilt die Studie als Meilenstein der empirischen Sozialforschung.
Nach der Zerschlagung der Demokratie durch den Austrofaschismus rund um Engelbert Dollfuß, engagierte sie sich im sozialistischen Untergrund. Jahoda wurde im November 1936 verhaftet, war ein halbes Jahr in Untersuchungshaft und ist – aufgrund von prominenten Interventionen von vielen Seiten, auch aus London – im Juli 1937 aus der Haft entlassen worden – unter der Auflage, sofort Österreich zu verlassen und die österr. Staatsbürgerschaft aufzugeben. Das formale Urteil lautet auf 3 Monate Kerker, den sie aber nicht angetreten hat.
Sie hat Österreich nicht freiwillig verlassen, sondern nur, um aus der Haft raus zu kommen. Ihr Glück im Unglück bestand darin, dass sie sich auf diesen Handel eingelassen hat: Sie wäre sonst beim Einmarsch der Deutschen Wehrmacht 1938 noch im Gefängnis gesessen und als Revolutionärin den Nazis in die Hände gefallen.
In London arbeitete sie u.a. für den Radiosender „Rotes Wien“. Nach Ende des 2. Weltkrieges folgte Jahoda ihrer Tochter in die USA. Dort arbeitete sie an der New School for Social Research in New York, als Professorin für Sozialpsychologie.
Ende der 50er Jahre kehrte Marie Jahoda wieder nach England zurück, wo sie erst in Hilingdon und später an der Sussex Univerität lehrte und forschte. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für ein Wissenschaftsverständnis ein, das unsichtbare Dinge sichtbar macht. Marie Jahoda starb 2001 in Sussex.
Marie, wir kämpfen weiter!