FIFA – Não vai ter Copa!* – *Schlachtruf der WM KritikerInnen in Brasilien.

by Georg Hubmann

Mit der Männerfußball Weltmeisterschaft 2014 ist auch die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) wieder in aller Munde. Dabei ist die FIFA nicht nur alle paar Jahre bei einer WM, sondern permanent als Verband der Superlative aktiv. Sie beheimatet 209 nationale Fußballverbände – in der UNO sind hingegen „nur“ 193 Länder vertreten. Anders als die UNO ist die FIFA mehr als ein internationales Gremium – nämlich ein gemeinnütziger und nicht gewinnorientierter Verein, der im Schnitt jährlich 1,3 Milliarden Dollar umsetzt. Die FIFA ist über die Jahre zu einem multinationalen Konzern aufgestiegen, der sich auf Grund der Größe, der globalen Verankerung sowie der Vereinsstruktur über alle rechtlichen Standards hinwegsetzen kann und dies auch regelmäßig tut.

Unter Verschlusshaltung

Viele der Kritikpunkte an der FIFA dürften – wenn es nach ihr selbst geht – gar nicht erst bekannt werden. Eines ist für die FIFA zentral: „gute“ Geschäfte und Verträge werden fernab der Öffentlichkeit gemacht. Verträge mit und rund um die FIFA sind also nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Das ist kein Wunder, da die Vereinbarungen die Außerkraftsetzung von arbeitsrechtlichen Mindeststandards für Zulieferbetriebe und MitarbeiterInnen, sowie die Steuerbegünstigungen für SponsorInnen umfassen. Um Austragungsorte oder Public Viewings wird eine Bannmeile eingerichtet, in der lediglich jene Großkonzerne Handel betreiben dürfen, die Sponsoren einer FIFA Veranstaltung sind. Unter diesen Voraussetzungen kann eine WM keine Verbesserungen der Lebensstandards für die lokale Bevölkerung bringen.

Korruption auf der Tagesordnung

Der aktuell am meisten diskutierte „Skandal“ ist die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2022 an Katar. Rückblickend gibt es jedoch vor und nach fast jeder Vergabe Diskussionen über die Beeinflussung der Entscheidungen. Das korrupte „Glanzstück“ lieferte Bin Hammams, ein FIFA Funktionär aus Katar. Als die Wirtschaftsprüfer „Price Waterhouse Coopers“ 2012 die Verbandsgeschäfte Bin Hammams durchsuchten, fanden sie Belege für einen bunten Reigen an Straftaten – von Geldwäsche, Bestechung und Steuerbetrug, bis hin zum Bruch verhängter Wirtschaftsembargos – alles mit dem Ziel, die Fußball WM nach Katar zu bringen. Die FIFA hat ihn daraufhin bereits zum zweiten Mal gesperrt. Das lag aber nicht am kriminellen Verhalten Hammams´, sondern weil er sich mit ranghohen EntscheidungsträgerInnen in der FIFA anlegen wollte.

WM bedeutet Zwangsprostitution

Überparteiliche, konfessionelle und internationale Organisationen die gegen Menschenhandel auftreten stellen bei Männerfußball Weltmeisterschaften im Bereich der Zwangsprostitution und sexuellen Ausbeutung einen 30-40 prozentigen Anstieg fest. Zwar budgetiert die FIFA 20 Millionen im Kampf gegen Kinderprostitution – das sind nicht einmal 0,5 % des Gewinns der FIFA durch die WM – jedoch werden diese Maßnahmen weder veröffentlicht noch mit den führenden Organisationen im Kampf gegen Zwangsprostitution abgestimmt.

FIFA anders oder Barbarei!

Dass die FIFA in ihrem Selbstverständnis kein undurchsichtiger Verein sein sollte, bei dem niemand mitbestimmen oder mitreden darf, zeigt ein Blick in die Statuten: jedes Mitglied hat das Recht auf die Wahl der FunktionärInnen und ist auch auf dem Kongress – dem höchsten Organ der FIFA – mit Stimmrecht delegiert. Egal also woher ein Mitgliedsverband kommt: die FIFA ist die Summe ihrer Mitglieder und somit sind auch die einzelnen Mitglieder für das Verhalten und Funktionieren der FIFA verantwortlich. Die Europäischen Verbände gelten innerhalb der FIFA als mächtig – auch wegen ihrer finanziellen Ausstattung. Diese Macht bedeutet aber Verantwortung. Österreichischer Fußball-Bund, Deutscher Fußball-Bund, Football Association (England), Real Federación Española de Fútbol (Spanien) sowie die anderen europäischen Verbände müssen die FIFA in jene Richtung lenken, in der sie die auch ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird. Ist das nicht möglich, stellt sich die Frage wozu in einem Dachverband bleiben, der Ausbeutung, Sklaverei und Unterdrückung von sozial Benachteiligten nicht bekämpft sondern institutionalisiert. Gerade wenn Fußballgroßereignisse als Menschen verbindendes Element gefeiert werden, muss das Wohlergehen der Menschen im Zentrum stehen. Klar ist, will man sich mit jenen solidarisieren, die aktuell und künftig durch sportliche Großereignisse entrechtet und ausgebeutet werden, gilt es die eigene Mitverantwortung zu durchleuchten und zu hinterfragen – Österreich konnte erst vor wenigen Jahren die Europameisterschaft ausrichten. Mögliche negative Erfahrungen gilt es hier kritisch zu reflektieren um mit positivem Beispiel voranzugehen. Gerade wenn aktuell vermehrt gegen Steuerbetrug vorgegangen wird, sollte auch vor der Durchleuchtung der Fußball EM 2008 nicht halt gemacht werden: wurden Steuern gezahlt, und vor allem wo und in welchem Ausmaß? Nur wenn sich auch vermeintlich wohlhabende Länder gegen das aktuelle System der FIFA und die damit verbundenen Begleiterscheinungen stellen, haben die ArbeiterInnen und (Zwangs-)Prostituierten eine Chance, dass ein globales, sportliches Turnier eben nicht per se Ausbeutung und Sklaverei bedeutet.

 

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