Zwei Bilder einer Gesellschaft

by Georg Hubmann

Ein Land trägt Trauer. In Frankreich wurden in einer Schule drei Kinder und ein Lehrer von einem Attentäter erschossen. Eine unfassbare Tat gegen das Leben von unschuldigen Menschen. Eine ähnliche Situation gab es in Norwegen, als am 22. Juli 2011 mehr als 70 Jugendliche bei dem schrecklichen Terroranschlag auf der Insel Utoya getötet wurden.

So schockierende Erlebnisse bewegen viele Menschen, sie erzeugen Gefühle wie Ohnmacht, Wut und Trauer. Für alle BewohnerInnen eines Landes ist in der Situation klar, so etwas darf nicht mehr passieren. Die politischen Ableitungen fallen jedoch sehr unterschiedlich aus.

Recht und Ordnung
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy meinte als Reaktion auf das Attentat in Toulouse, dass von nun an „jede Person, die regelmäßig im Internet Websites besucht, die den Terrorismus predigen, die zu Hass und Gewalt aufrufen, bestraft wird“, und dass auch alle Menschen die sich im Ausland indoktrinieren lassen bestraft werden. Im Mittelpunkt seiner Aussagen stehen die Bestrafung der Täter und er als strenger Präsident der für Recht und Ordnung sorgt.

Zusammenhalt, Demokratie und Offenheit
Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg zeichnete ein anderes Bild: „Der beste Weg zum Schutz unserer Gesellschaft ist die Ausweitung der Chancen für alle und das Bestreben, jedem das Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule und in der Gesellschaft insgesamt.“ Er fordert mehr Zusammenhalt, Demokratie und Offenheit als die Mittel, mit denen das norwegische Volk Terrorismus, Unterdrückung und Intoleranz besiegen werde.

Klare Werte und unterschiedliche Haltungen
Sowohl Sarkozy als auch Stoltenberg vertreten klare Positionen, doch die Haltungen in diesen schweren Situationen könnten unterschiedlicher nicht sein. Das zeigt auch für welche Werte die Politiker stehen. Sarkozys sieht die Lösung in Härte, Bestrafung und Verfolgung, während Stoltenberg für Zusammenhalt, Offenheit und Demokratie eintritt. Dem zu Grunde liegen unterschiedliche Werthaltungen und damit verbundene politische Vorstellungen wie das Zusammenleben der Menschen in einem Land funktioniert, welches Bild politisch Verantwortliche von einer Gesellschaft und den Menschen haben.

Kurzfristig populärer mag auch in Österreich die Strategie der Härte von Sarkozy sein, langfristig erfolgreicher und bedeutend mutiger ist der Weg des Zusammenhalts von Stoltenberg.

 

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